Wie in vielen deutschen Städten wurde auch in Stuttgart nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs der Stadtumbau gemäß den Idealen der aufgelockerten und autogerechten Stadt praktiziert. Zum politischen Neuanfang sollte auch architektonisch eine neue Sprache gefunden werden. Die Folgejahrzehnte waren ebenso geprägt von grossformatigenStadtplanungen, die nach einem Reflex der Ablehnung, aktuell einer doppelten Neubewertung unterzogen werden: Diese erfolgt substantiell und ideologisch gleichermaßen, denn die betroffenen Gebäude waren oftmals Zeugen öffentlicher Bautätigkeit, die uns in dieser Dimension aus heutiger Sicht überraschend erscheint.
Mit einer Exkursion in die Vergangenheit von Stuttgart wollen wir uns bewusst vergangenen städtebaulichen Leitbildern aussetzen. Die Zeitreise wird uns dabei zu Gebäuden führen, die den kompletten Zyklus einer Auf- und Abwertung bereits hinter sich haben und damit prädestiniert sind, Fragestellungen der Nachhaltigkeit zu beantworten. Jedes Jahrzehnt wird zu einer abgeschlossenen Zeiteinheit verdichtet. Diese bewusste Beschränkung der Rezeption auf eine Zeitschicht wird unsere Wahrnehmung verändern und einen Perspektivwechsel eröffnen. Mittels der zeitbeschränkten Form der Objektbetrachtung, können vergessene Qualitäten erkannt und als Ressource nutzbar gemacht werden. Kriterien der Betrachtung reichen dabei von der Bautechnologie über die Programmierung der Gebäude bis zur Freiraumidealisierung, wobei gerade letztere einer Neukodierung bedarf.
Mit diesem Blick und den gewonnenen Erkenntnissen werden wir uns der Entwurfsaufgabe für den Umbau und die Erweiterung eines der vernachlässigten Projekte der Moderne von Stuttgart nähern.Gesucht sind Entwürfe, denen es gelingt, aus der Neubewertung mit Freude zu schöpfen.
Betreuung: Dipl.-Ing. Lisa Fritz, Dipl.-Ing. Ulrich Kölle, Dipl.-Ing. Wulf Kramer