Die Erstellung bezahlbaren Wohnraums beschäftigt die Architekten nicht erst seit den 1920er Jahren. Vor dem Hintergrund der Gentrifizierungsdebatten der letzten Jahre hat insbesondere diese Thematik erneut an Relevanz gewonnen. Die Stadt Stuttgart hat ihr selbstgesetztes Ziel, 200 - 300 Wohneinheiten jährlich zu fördern, verfehlt. 2014 wurden gerade einmal 22 städtisch geförderte Wohnungen realisiert. Dabei wird die Möglichkeit, günstigen Wohnraum aus dem Bestand heraus zu erstellen, oftmals nicht in Erwägung gezogen.
In dem Seminar nähern wir uns dem Bauen im Bestand aus verschiedenen Perspektiven und untersuchen alternative Methoden der Finanzierung und Realisierung: Der erste Teil betrachtet die ökonomischen Grundlagen. Welche neuen Finanzierungs- und Besitzmodelle gibt es im Wohnwesen? In welche Richtung könnte die Entwicklung gehen, um kostengünstigen Wohnraum zu schaffen? Welchen Einfluss haben die Baukosten dabei? Wir werden Kompetenzen vermitteln, aus welchen Positionen sich diese Kosten zusammensetzen und aufzeigen, wie Spielräume für kosteneffizientes Bauen genutzt werden können. Der zweite Schritt setzt sich mit der Programmierung von Projekten auseinander: Welches sind die Methoden um sicherzustellen, daß alternative Projektentwicklungen nicht bei der guten Idee stecken bleiben. Welche divergierenden Interessen gibt es, welche Konflikte können entstehen und wie kann man dazu beitragen, mehr zu bieten, als die finanzielle Grundlage als kleinster gemeinsamer Nenner verspricht? Im dritten Teil des Seminars betrachten wir baukonstruktive Aspekte. Dabei konzentrieren wir uns auf kostengünstige Möglichkeiten der Konstruktion beim Bauen im Bestand. Diese werden in Zukunft mehr und mehr Relevanz erlangen.
Betreuung: Dipl.-Ing. Ulrich Kölle