Unter diesen Titel haben die Kuratoren des deutschen Pavillons ihren Beitrag zur diesjährigen Architekturbiennale von Venedig gestellt. Neben den symbolischen Eingriffen in die Substanz des Pavillons zeigt die Ausstellung den aktuellen Stand der in Deutschland realisierten Ankunftsorte für Geflüchtete und Migrant*innen. Als Impulsgeber wird der kanadische Autor und Journalist Doug Saunders und sein Buch „Arrival City“ von 2010 benannt. Die Ausstellungspräsentation bezieht nur mittelbar Stellung zur Qualität der Projekte, sie kann als Abbild aktueller Wirklichkeit oder als Zeuge unserer Hilflosigkeit gelesen werden.
Das Entwurfsprojekt sucht nach den Entwicklungsmöglichkeiten und Potentialen dieser Orte des Ankommens und zeigt exemplarisch auf, unter welchen Bedingungen aus Orten des Ankommens produktive Orte des Bleibens werden können. Unsere „Arrival City“ ist ein Aufnahmelager in Geretsried, 40 km südlich von München, ein Gelände mit ehemaligen Produktionshallen der Filigran-Werke. In die imposanten Shedhallenkonstruktionen hat das Landratsamt Bad Tölz temporäre Wohncontainer für 150 Personen eingestellt. Sie bilden für uns die Grundlage zur Entwicklung von Prototypen für einen veränderten Umgang mit der Situation des Ankommens und Bleibens. Die Produktionshallen waren einst der produktive Startpunkt für den 1944 aus Siebenbürgen / Rumänien vertriebenen Gründer der Filigranwerke, Stefen Keller, zur Entwicklung des heute weltweit eingesetzten Halbfertigteilbausystems.
Aufgabe wird es sein, Antworten darauf zu finden, inwieweit eine programmatische und strukturelle Neucodierung des Ortes zur Selbstermächtigung für ein selbstbestimmtes Leben beitragen kann. Ziel ist die Schaffung einer exemplarischen Programmierung für Wohnen und Produktion. Das Programm soll Räume der Aneignung gestalten, die erfolgreiches Ankommen und selbstbestimmtes Bleiben ermöglichen.
Es findet ein einwöchiger Workshop auf dem Gelände der Filigranwerke in Geretsried statt. Eine Exkursion führt uns zur Architekturbiennale nach Venedig.
Betreuung: Prof. Jens Ludloff, Dipl.-Ing. Wulf Kramer