Die Auseinandersetzung mit der 2016 durch ein Erdbeben fast völlig zerstörten Stadt Amatrice ist für uns Referenzpunkt, nicht aber Anlass, über Permanenz und Vergänglichkeit von Stadtstrukturen nachzudenken. Dabei werden die Ruinen von Amatrice und des damit entstandenen Leids nicht zur Verklärung der Vergangenheit missbraucht, vielmehr sollen Sie als Sinnbild möglicher kultureller Verhältnisse der Zukunft gelesen werden. In einer Situation zunehmender gesellschaftlicher Verunsicherung begeben wir uns, gewissermaßen zum Trotz, auf das geologisch unsichere Terrain der Apenninen.
Als Beitrag für die Gestaltung möglicher Zukünfte besteht Ihre Aufgabe darin, autarke, ökologisch optimierte Typen zu entwerfen, die als „solitäre soziale Facetten“ neue Formen des städtischen Lebens ermöglichen. In Reflektion unterschiedlicher Erinnerungskulturen und mittels der bewussten Praxis der Subjektivierung wollen wir typologische Solitäre (vgl. Aldo Rossi, Die Architektur der Stadt) aus dem Kontext der Stadt herauslösen und in den Gebirgsraum der Apenninen übertragen. Die zu entwerfenden stadtähnlichen Architekturen sollen als „Vehikel der Neuzeit“ verstanden werden und stehen für einen Neuanfang städtischen Denkens. Durch den bewussten Regelverstoss in Kontext und Maßstab, geben sie Auskunft über Verletzlichkeit und Vergänglichkeit unserer Kultur und können als erste radikale Antworten auf Fragen nach der Zukunft des Städtischen gelesen werden.
Eine einwöchige Exkursion in die Region Latium ist Bestandteil des Entwurfsprojekts. Neben dem Besuch der Stadt Amatrice werden impulsgebende Referenzbeispiele aus den Architekturdiskursen der letzten Jahrzehnte besichtigt.
Betreuung: Dipl.-Ing. Florian Kaiser