Bauanatomie. Der anatomische Blick
Wir leben in einer weitgehend von Menschen gestalteten Welt: Konstruktionen umgeben unseren Alltag. Gebäude und andere Bauten, die einst von jemanden zuvor vorausgedacht oder entworfen wurden, begegnen uns egal wohin wir unsere Blicke legen.
Doch die Architektonische Qualität definiert sich nicht allein durch wie eines Bauwerks entworfen ist, sondern in sehr großem Maße wie dieses ausgeführt ist, wie es „gemacht“ ist. Durch das gezielte Fügen von vielen einzelnen Teilen, entsteht ein großes Ganzes, was wir Architektur nennen. Schauen Sie sich die Ihnen bereits vertraut geglaubte Umwelt genauer an.
Finden Sie zunächst selbstständig ein Haus aus Ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, vorzugsweise das Haus gegenüber Ihrer Wohnung, auf welches Sie beim Blick aus Ihrem Fenster schauen. Interessieren Sie sich für das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Interessieren Sie sich für die Wand, dieses selbstverständliche architektonische Element zur Herstellung eines Raumabschlusses, in der die Funktionen Tragen und Umhüllen, aber auch die der Öffnung, in einem Bauteil zusammengefasst werden können.
Kein weiteres architektonisches Element ist in der Lage, unserem Bedürfnis nach “behaust sein” einen adäquateren Ausdruck zu verleihen. Selbst dann, wenn sich die Wand in Form von Säulen oder Stützen “auflöst” und zu verschwinden beginnt, bleibt sie noch immer, wenn auch als “Fehlstelle”, unserem Bewusstsein erhalten. Gleichzeitig kann es dem Bauelement “Wand” gelingen, einen Ort sozialer Handlung zu schaffen.
Wir wollen mit Ihnen einen “anatomischen Blick” auf die Wand werfen. Lernen Sie eine Bewohnerin oder einen Bewohner dieses Hauses kennen und verabreden Sie sich zu einem Besuch. Informieren Sie sich bei einem Gespräch über die Wohnsituation.
Betreuung: Prof. Jens Ludloff, Sergi Egea Bohn M.A., uvm.