Bislang werden die meisten Baumaterialien aus anorganischen Stoffen gewonnen, die aus dem Boden gewonnen werden. Diese Ressourcen sind jedoch begrenzt und haben starke Auswirkungen auf das Klima. Die steigende Nachfrage nach Holz, die nur schwer zu befriedigen ist, veranlasst viele dazu, sich mit anderen kultivierten, regenerativen Ressourcen zu befassen und deren Potenziale für die Bauindustrie zu untersuchen.
Ziel dieses Seminars ist es, die Möglichkeiten der Herstellung von Bauelementen aus Myzelverbundwerkstoffen zu untersuchen. Myzel ist der vegetative Teil von Pilzen, der aus einem dichten, wurzelartigen, verzweigten Netzwerk, den Hyphen, besteht. Wenn es auf einem lignozellulosehaltigen Substrat (z. B. Holz- oder Hanfspäne) wächst, verbindet sich das Myzel mit diesem zu einem leichten Verbundwerkstoff mit ähnlichen physikalischen Eigenschaften wie Hartschaum oder Weichholz. Myzelverbundwerkstoffe sind eines der wenigen erneuerbaren Materialien, die sich formen lassen und biologisch abbaubar sind. Sie eröffnen neue Perspektiven für die Herstellung von Freiform-Elementen mit Hilfe von flexiblen Schalungen, verlorenen Schalungen oder 3D-Drucken. Die Verwendung von regenerativen Materialien als Schalung oder Verstärkung (z. B. Bambusfasern, Hanftextilien oder Flachsfasern) ermöglicht eine weitere Anpassung der Eigenschaften und Formen von Bauelementen, ohne dass die biologisch abbaubaren Eigenschaften verloren gehen.